Ride to eat Thale 2024

Manchmal will ein Vormittag einfach kein Ende nehmen und die Zeiger der Wanduhr in meinem Homeoffice scheinen stillzustehen. Um 06:00 Uhr habe ich meinen Rechner hochgefahren und möchte bis 11:00 Uhr arbeiten. Meine Kawasaki Versys steht fertigt gepackt in meinem Carport. Ich möchte heute noch in den Harz starten, wo am nächsten Tag der letzte „Ride to eat  der Iron Butt Association in Deutschland für dieses Jahr stattfinden soll.  

 

Nachdem, was in dieser Saison wetter- und krankheitsbedingt alles schief gegangen ist, bin ich etwas skeptisch, ob diesmal alles klappt. Die Batterie, die als ein Teil der Probleme meiner abgebrochenen Tour nach Südtirol verantwortlich war, habe ich zwischenzeitlich erneuert. Der Wetterbericht sagt Sonnenschein, mit kühlen Temperaturen ohne Regen voraus. Was soll da jetzt meinen Start ins Wochenende noch verhindern? Genau…Nichts!

 

Warm angezogen bin ich auf die Minute genau nach Plan auf dem Weg. Unter mir den Asphalt der Landstraße und über mir Sonnenschein. Ich muss erst morgen Nachmittag bei der IBA auf dem Hexentanzplatz in Thale im Harz sein. Heute fahre ich einfach solange, bis ich keine Lust mehr habe.

 

So genieße ich meinen persönlichen Tanz um so manche Kurve. Ich bin immer wieder gerne in diesem Teil der neuen Bundesländer unterwegs. Die Dichte der Besiedlung ist nicht so hoch und die Straßen sind nicht so überfüllt wie bei mir im Taunus. Eine Mischung aus Entspannung und Freiheit stellt sich so schnell bei mir ein.

 

Gegen 17:00 Uhr verschwindet langsam die Sonne und sofort macht sich die Kälte bemerkbar. Aber das ist kein Problem. Über die Funktion „Unterkunft in meiner Nähe“ eines bekannten Anbieters für Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen habe ich im Handumdrehen ein kleines Hotel in 10 Minuten Entfernung gefunden, reserviert und bereits online bezahlt.

 

Der Eindruck, den das Hotel auf seiner Homepage gemacht hat, stimmt mit der Wirklichkeit überein und beim Einchecken bietet man mir auch sofort an, mein Motorrad im Innenhof abzustellen. So ist meine Versys von der Straßen aus nicht zu sehen. Ein Service, der mir sehr wichtig ist und über den ich mich immer wieder freue. „Happy bike, happy live!“ 

Das Zimmer ist gemütlich und das wichtigste überhaupt…Die Heizung funktioniert und ich kann mich erst einmal aufwärmen. Für das Abendessen habe ich mir im Hoteleigenen Restaurant gleich einen Tisch reservieren lassen. Das Essen ist zwar etwas teuer, dafür aber sehr lecker. Eine Alternative hätte der kleine Ort sowieso nicht zu bieten. Im Anschluss an mein Mahl und zwei leckere Biere später, lege ich mich aufs Bett in meinem Zimmer und lassen den Abend bei beim spannenden Krimi ausklingen.

 

Nach einer perfekten Nachtruhe und einem guten Frühstück sitze ich wieder auf meiner Versys und mache mich auf den Weg zum Hexentanzplatz in Thale. Hier trifft sich die IBA traditionell um 16:00 Uhr zum gemeinsamen Gruppenfoto. Bis dahin ist es aber noch viel Zeit und ich kann einen großen Umweg fahren und die ein oder andere Kurve genießen.

 

Bevor ich mich auf den Weg zum Treffpunkt mache, nutzte ich die Zeit und checke im Hotel ein. Die empfohlene Unterkunft entpuppt sich als ehemaliges FDGB Hotel.   111111

Allein der steile und völlig kaputte Anfahrtsweg ist schon ein Erlebnis für sich. Nachdem man ein altes Tor, dass schon bessere Zeiten gesehen hat, mit jeweils einem alten Löwenkopf auf jeder Säule, durchquert hat, geht die wilde Fahrt los. Mehrfach überlege ich, ob ich lieber umkehre, da dass hier nie im Leben eine Hotelzufahrt sein kann.

 

Als ich oben am Ende des Weges ankomme, vermute ich mich zunächst am Lieferanten Eingang zu befinden. Weit gefehlt, dass was ich sehe ist tatsächlich der Haupteingang. Ich frage einen freundlichen Angestellten, der sich für eine Zigarette draußen aufhält, nach der Rezeption und bekomme zusätzlich den Tipp, wo ich mein Motorrad wetter- und sichtgeschützt unterstellen kann. Wobei ich stark bezweifle, dass sich jemand nachts nach hier oben verirren könnte…

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Nachdem ich mein Motorrad unter einem ziemlich in die Jahre gekommenen großen Carport abgestellt habe, schnappe ich mir meine Tasche um im Hotel einzuchecken. Auf meinem Weg zum Eingang fährt eine BMW an mir vorbei und ich treffe den ersten anderen Teilnehmer, den ich schon viele Jahre kenne. Gemeinsam mit meinem Freund Tommy gehe ich zur Rezeption und erledige alle notwendigen Formalitäten. Fasziniert beobachte ich, dass mein Freund anstelle seine Kreditkarte auf das Kartenlesegerät zu legen, einfach seinen Fingerring davor hält. Auch die Rezeptionistin beteiligt sich lebhaft an dieser technischen Diskussion. Ich muss allerdings ganz Oldschool meine Karte zum Bezahlen an das Gerät halten…

 

Mein Hotelzimmer sieht genauso aus, wie das Hotel von außen. Aber ich will mich hier ja nicht lange aufhalten, sondern mich gleich weiter auf den Weg zum Hexentanzplatz machen, wo sich um Punkt 16:00 Uhr alle angereisten IBA Mitglieder für ein gemeinsames Foto treffen. Den Abend werde ich im Hotelrestaurant und an der Bar verbringen. Das Zimmer ist mir also egal. Hauptsache die Dusche funktioniert und das Bett ist nicht allzu durchgelegen.    

 

Zusammen mit meinem Freund Tommy mache ich mich auf den Weg zum Hexentanzplatz, der interessanterweise viel näher liegt, als wir an der Hotelrezeption gesagt bekommen haben. Uns erwartet eine Mischung aus Disneyland und einer Dorfkirmes. Der Parkplatz kostet daher auch für Motorräder schlappe 5,00 Euro!

 

Viele IBA Mitglieder sind schon vor Ort, obwohl das offizielle Treffen erst in 30 Minuten stattfindet. Und es ist wie immer. Ich habe nicht den Eindruck, dass Monate vergangen sind, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben. Im Gegenteil. Es geht einfach da weiter, wo der letzte Abend aufgehört hat. Die Gespräche setzten einfach wieder ein und neue Mitglieder werden herzlich Willkommen geheißen, als wären sie schon seit Jahren dabei.

 

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto mit IBA Banner geht es zurück zum Hotel. Raus aus den Motorradklamotten und rein ins gemeinsame Abendessen. Auf dem Tisch in meinem Zimmer liegt eine handschriftliche Notiz, dass ich mich am nächsten Morgen noch einmal an der Rezeption melden soll, da ich angeblich vergessen hätte mein Zimmer zu bezahlen. Ich bin mir sicher meine Rechnung schon beglichen zu haben. Allerdings habe ich die Quittung noch eingesteckt. Notiz an mich selber: Das wird mir zukünftig nicht mehr passieren.

 

Aber zurück zum Abendessen:

Die Speisekarte des Hotels besteht nur aus einem Grundgericht. Burger in allen erdenklichen Variationen. Vom ganz gewöhnlichen Cheeseburger bis hin zur Hamburger Suppe. Auf jeden Fall ist alles sehr lecker.

 

Selten habe ich an einem Abend mit der IBA so viel gelacht, als an diesem Treffen. Jeder scheint den anderen mit einer lustigen Geschichte nach  der anderen übertreffen zu wollen. Was auch tatsächlich jedem gelingt.      

     

Viele zu früh werde ich müde und der Abend neigt sich dem Ende entgegen.

Am nächsten Morgen schlafe ich etwas länger und nach einer ausgiebigen Dusche treffe ich mich wie verabredet mit einigen anderen Fahrern zu einem ausgiebigen Frühstück.

 

Leider geht jeder Ride to eat irgendwann zu Ende. So auch dieser.

Nachdem ich, wie sich später herausstellen wird, meine Rechnung eines zweites mal bezahle,ziehe ich mich um, belade mein Motorrad und mache mich, da ich zu Hause noch einiges zu erledigen habe, über die Autobahn auf den Heimweg.

 

Drei Stunden später rollen meine Versys und ich in die heimische Garage. Entspannt und mit der Gewissheit, dass das nächste Treffen der IBA schon in Planung ist…  

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