Ride to eat Thede in Heide

Wo um Himmels Willen liegt “Ostrohe“?!? Ich habe noch nie im Leben davon gehört, und bevor ich mich auf den Weg zum letzten „Ride to eat“ des  Jahres der Iron Butt Association Benelux machen kann, muss ich erst einmal Google Maps um Hilfe bitten.  Und siehe da, Ostrohe liegt im hohen Norden, eine Stunde Fahrtzeit vor Flensburg und 2 Stunden hinter Hamburg.

Das bedeutet für mich eine Strecke von 658 Kilometern. Nicht schlecht für ein IBA Treffen, dass nur einen Nachmittag und einen Abend dauern wird.

 

Der erste Teil des Treffens wird so aussehen, dass sich alle Teilnehmer um 16:00 Uhr bei der "Deutschen Zweiradsammlung Thede"   in Ostrohe zum obligatorischen Gruppenfoto treffen und anschließend natürlich die Sammlung besuchen. Anschließend geht es zum Abendessen und dem ein oder anderen Bier weiter ins Hotel nach Rendsburg.

 

Aber jetzt gilt es erst einmal 658 Kilometer Autobahn an einem kühlen Herbsttag hinter mich zu bringen.

 

Um 06:00 Uhr morgens beträgt die Temperatur bei mir im Taunus 6 Grad Celcius. Sommerlich warm geht anders. Entsprechend dick bin ich angezogen. Ich befürchte, wenn ich jetzt hinfalle, werde ich ohne fremde Hilfe nicht mehr aufstehen können…

 

Aber ich will es ja nicht anderes…

 

Ein Problem liegt noch vor mir. Ausgerechnet heute ist der Elbtunnel wegen Bauarbeiten gesperrt. Das bedeutet noch mal einen zusätzlichen Umweg von gut 50 Kilometern Landstraße.

 

Das Wetter spielt während der Anreise auch nicht wirklich mit. Die erste Stunde ist es noch trocken, aber dann folgt ein Schauer nach dem anderen. Und als wenn mich das Wetter wirklich ärgern will, fängt es natürlich immer wieder dann an zu regnen, wenn ich denke, es ist vorbei und meinen Regenmantel ausziehe. Zu meinem neuen Regenmantel schreibe ich bald noch einen eigenen Artikel. Ich habe lange überlegt, ob so ein Regenmantel  überhaupt funktionieren kann. Aber so viel schon  mal vorab, ich würde nie wieder etwas anderes bei schlechtem Wetter benutzen.

 

 

Aber zurück zur Anreise nach Ostrohe. Gegen 14:00 komme ich endlich in Glückstadt an. Und was erwartet mich da? Eine Schlange von mindestens 100 Autos vor mir, die auch alle die Fähre über die Elbe nehmen wollen.  

Warum wundere ich mich eigentlich? Der Elbtunnel ist schließlich den ganzen Tag gesperrt und die Fähre in Glückstadt ist die nahgelegenste Alternative, für alle die Richtung Flensburg unterwegs sind. Mit dieser Schlange von Fahrzeugen vor mir, kann ich das gemeinsame Foto und die Besichtigung des Museum vergessen. Stattdessen kann ich nur direkt ins Hotel fahren. Na toll…Den Tag habe ich mir wirklich anders vorgestellt.

 

Und was passiert dann? Ein Auto, das offensichtlich zum Betreiber der Fähre gehört,  hält neben mir, und der Fahrer gibt mir freundlich die Auskunft, dass Motorräder immer gerne, an den Autos vorbei, direkt auf die Fähre fahren können. Für Motorräder wäre immer ein Plätzchen frei.

 

Wer sagt es denn? Glück muss man haben. Ich bin wieder im Spiel. Also nichts wie aufgesattelt und an allen Motorrädern vorbei nach vorne. Die nächste Fähre gehört mir!

 

 

Nach kurzer Wartezeit legt die Fähre, von der anderen Elbseite kommend, an. Nachdem die Fahrzeuge von der anderen Seit alle heruntergefahren sind, bin ich das erste Fahrzeug an Bord und fahre bis ganz nach vorne durch. 

Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten. Die Elbe ist ganz ruhig und von Wellengang keine Spur. Nun wird es aber langsam wirklich Zeit. Wenn ich pünktlich am Treffpunkt ankommen will, muss ich mich jetzt ein bisschen beeilen.

 

 

Um 15:30 Uhr komme ich endlich am verabredeten Treffpunkt an. Viele bekannte  und neue Gesichter der IBA sind bereits vor Ort. Einige haben sich bereits die Motorradausstellung angesehen. Ich hebe mir das bis nach dem Gruppenfoto auf.

Die deutsche Zweiradsammlung  Walter Thede erweist sich als wirklich beeindruckend:

 

23 Motorräder von Jahrgang 1910 bis 1983 und etwa 40 Fahrräder aus den Jahren 1870 bis 1993 stehen dicht gedrängt in einem Stall, wo ehemals  Kühe gemolken wurden. Darunter Modelle von Gruhn, Grade, Hamor, Teco, Namapo, Alba, Hermes, Herko, Deutschland, NSU, DKW, BMW, Ardie, Triumph, Zündapp, Horex und viele mehr. Bei Fahrrädern ist Thede allerdings wählerisch - hier nimmt er nur ausgewählte Raritäten in seine Sammlung.

 

Nachdem ich mir alles in Ruhe angesehen habe, lehne ich das Angebot auf eine weitere kurze Ausfahrt mit einer kleinen Gruppe IBA Mitgliedern ab. Es ist nett, dass man mich dabei  haben möchte, ab ich bin seit Stunden im Sattel und die Aussicht auf eine Dusche und ein kaltes Bier im Hotel reizen mich gerade mehr, als eine weitere Stunde motorradfahren. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellt. Kaum hat die Gruppe das Museum verlassen, kommt ihnen ein Auto entgegen, dessen Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verliert und sich in unmittelbarer Nähe der Motoräder überschlagt. Zum Glück ist nichts passiert. Das hätte auch schief gehen können…

 

Am Hotelparkplatz, der nur aus aufgeschütteter Erde und Schotter besteht, entgehe ich gleich nach meiner Ankunft nur knapp einem Umfaller. Ich habe meine Kawasaki schon geparkt und bin bereits auf dem Weg zum Hoteleingang, als mich ein anderer Fahrer darauf Aufmerksam macht, dass mein Seitenständer immer weiter einsackt und sich mein Motorrad schon bedenklich zur Seite neigt. Schnell suche ich mir einen anderen Parkplatz und lege vorsichtshalber noch ein kleines Holzbrett, das ich für solche Fälle immer dabei habe, unter den Seitenständer. Notiz an mich selbst: Holzbrett nicht nur in Europa spazieren fahren,  sondern auch benutzen!

 

Im Hotel herrscht bereits eine Atmosphäre wie im Schullandheim. Da ist sicherlich schon das ein oder andere Bier im Spiel.

 

Der Abend im Hotel ist ein Riesenspaß und die Stimmung ist prächtig. Seit 10 Jahren bin ich nun Mitglied bei der IBA und die Feiern scheinen immer direkt an einander anzuschließen.

Nur die Bedienungen des Hotels sind zur allgemeinen Belustigung heute Abend völlig überfordert. Laufend kommen Getränke die niemand bestellt hat. Als Ausgleich dazu kommen die bestellten Getränke allerdings auch nicht. Und so trinkt man nicht das was man möchte, sondern das was gerade da ist. Auch eine Form von Mangelwirtschaft.

 

Viel zu schnell ist es spät geworden und ich muss, aufgrund der Tatsache, dass ich den ganzen Weg aus dem Kreis Dithmarschen in Schleswig Holstein am nächsten Morgen zurück in den Taunus nach Hessen fahren muss, doch auch irgendwann noch ein paar Stunden Schlaf finden.

 

Sehr früh gehe ich am nächsten Morgen frühstücken. Nur ein einziger Fahrer, der heute noch bis nach Wien fahren will , leistet mir, bei einem ausbaufähigen Frühstück, Gesellschaft.

 

Vor mir liegt nun eine nur als langweilig zu bezeichnende Autobahnetappe von rund 650 Kilometern. Immerhin ist der Elbtunnel für heute Morgen einige Stunden geöffnet und ist um diese frühe Uhrzeit an einem Sonntag völlig verwaist.

 

 

Hinter mir liegt mal wieder ein super IBA Wochenende. Und in der nun leider folgenden Winterpause, freue ich mich schon auf das nächste im Frühjahr in München…

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