Männer, die auf´s Waschhaus starren

Um 07:00 Uhr morgens soll es los gehen. Mein Freund Kosta und ich wollen früh in die Ardennen aufbrechen und die nächsten 3 Tage Kurven jagen und campen.

 

Für mich ist das eine besondere Tour. Viele Jahre bin ich mit Kostas Bruder, den viele Stammleser noch unter seinem selbstgewählten Pseudonym „Reisebegleiter“ kennen auf Tour gegangen. Das Schicksal hatte dann leider andere Pläne…

 

Abfahrt um 07:00 Uhr morgens . Das hätte fast funktioniert. Nur wie soll man mit jemanden auf Tour gehen, der zu Hause nicht gefrühstückt hat und mit knurrenden Magen auf seiner BMW durch meine Einfahrt  rollt? Aber das ist kein Problem. Die Kaffeemaschine ist schnell wieder auf Betriebstemperatur und der Toaster kümmert sich um den leeren Bauch.

 

Jetzt aber! Nun kann es losgehen! Allerdings nur 500 Meter weit. Genauso weit schafft es Kostas BMW, bevor sich die Warnblinkanlage des Motorrads wie von Geisterhand gesteuert anschaltet und sich um keinen Preis der Welt wieder abschalten lassen will.

 

Das läuft ja heute wie am Schnürchen. Und jetzt? Einfach das Kabel unter dem Schalter kappen? Wenn ich im 35 Jahre zurückliegenden Physikunterricht richtig aufgepasst habe, ist unsere Tour in dem Augenblick beendet, wenn die Links- und Rechtsblinker sowie die Warnblinkanlage über ein einzelnes Relais geschaltet sind. Dann blinkt hier gar nichts mehr. Aber, war ich an dem Tag in der Schule nicht doch gerade Kreide holen? Auf jeden Fall ist es keine gute Idee, wenn wir jetzt wild anfangen an der BMW Kabel zu durchtrennen. Da hier zwei absolute Technikprofis am Werk sind, schneiden wir wohlmöglich noch die Benzinleitung durch… 

  

Die Motorradwerkstatt meines Vertrauens in meiner Kleinstadt öffnet Freitags gewöhnlich um 09:00 Uhr. Ich weiß aber, dass die Werkstatt in den Sommermonaten, wenn viel Arbeit anliegt, bereits häufig  früher öffnet. Es ist zwar erst 07:30 Uhr, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Und da man auch einmal Glück haben muss, ist die Werkstatt tatsächlich schon besetzt. Der Besitzer auch so nett uns sofort zu helfen, damit wir so schnell wie möglich unsere Tour starten können.  So einen Service muss man erst einmal finden. Zum Glück ist das Problem schnell gefunden.  Vor kurzer Zeit wurde der Lenker erhöht. Das Kabel der Warnblinkanlage ist dadurch zu stark gespannt und schaltet den Blinker unkontrolliert ein. Das ist alles. Kleine Ursache, große Wirkung. Es ist zum Glück genügend Kabelreserve vorhanden, so dass das Problem durch einfaches ziehen am vorhandenen Kabel gelöst werden kann. Vielen Dank an Motorrad Schenk für die schnelle und unkomplizierte Hilfe. Und dazu das Ganze noch kostenlos. Da ist ein Trinkgeld keine Frage. 

 

Um 08:00 Uhr sind wir endlich unterwegs Richtung Ardennen.   

 Erst einmal auf die Autobahn Richtung Köln. Bis nach Kerpen. Hier habe ich bei der Routenplanung den ersten Wegpunkt gesetzt. Bis hierhin Autobahn. Ab dort nur noch Landstraße.

Tatsächlich passiert auf der Autobahn nichts. Aber auch rein gar nichts. Keine plötzlichen Hunger-Attacken, keine Pannen, einfach nichts. Wer sagt es denn. Es muss ja auch mal etwas funktionieren. Dafür ist es warm. Aber die Temperatur hat an diesem Freitag noch nicht annährend mit der Wärme zu tun, die für Samstag und Sonntag angesagt ist.

 

In Kerpen angekommen soll eigentlich der direkte Wechsel von Autobahn auf Landstraße erfolgen. Soweit der Plan. Die in meinem Navi eingespeicherte Route führt uns allerdings erst noch einmal ca. 50 Kilometer weiter über die Autobahn, bis es endlich nur noch über Land durch kleine Ortschaften weiter Richtung Eifel geht. Falls mich jemand fragt, habe ich das natürlich mit Absicht so geplant und nicht etwa bei der Vorbereitung gepfuscht…

 

In der Mittagszeit bricht der Hunger doch wieder durch und wir legen eine kurze Pause ein. Allerdings eine wirklich kurze Pause für ein Mittagessen im Stehen. Denn irgendwann müssen die Ardennen ja mal kommen.

 

Und tatsächlich. Da sind sie. Die Schilder bestätigen es. Nachdem wir in atemberaubender Geschwindigkeit permanent zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg hin- und her gewechselt haben, ist es geschafft. 

Das schreit ja förmlich nach einer Belohnungslimo einer kleinen Bar neben einer Tankstelle!

Es ist mittlerweile schon 15:00 Uhr und bis zu dem geplanten Campingplatz in Luxemburg sind es noch etwa 45 Minuten Fahrzeit. Da wir uns vorgenommen haben, am ersten Tag bis ca. 16:00 Uhr zu fahren, machen wir uns nach dem Bezahlen der Rechnung auf Richtung Camping.

 

Ich freue mich schon darauf wieder auf einem Campingplatz zu sein. Schließlich bin ich nicht das erste Mal mit Motorrad und Zelt unterwegs und auch ansonsten gerne mit dem Wohnwagen auf Tour. Mein Freund Kosta entgegen…Nun ja…Wir wollen ihn an dieser Stelle einfach mal als „Campingjungfrau“ bezeichnen. Top ausgerüstet, dem Thema äußerst skeptisch gegenüber eingestellt und noch nie einen Campingplatz von innen gesehen.     

 

Für die erste Nacht unserer Ardennentour haben wir den Campingplatz in Kautenbach in Luxemburg im Vorfeld reserviert. Der Platz ist sehr sauber und ordentlich. Er hat leider keinen Swimmingpool, was bei der Hitze ein Traum wäre. Allerdings führt ein Fluss mitten durch den Campingplatz, den offensichtlich viele Gäste zum Baden und abkühlen verwenden. Für uns reicht es völlig aus, dass wir einen Stellplatz mit Blick auf den Fluss und das Waschhaus haben. 

Nun gilt es erst einmal unser „Lager“ aufzuschlagen. 2 Zelte, 2 Klappstühle und ein Klapptisch. Kein Problem. Alles ist innerhalb weniger Minuten aufgebaut. Na gut…Der Aufbau des Tischs kann auch 5 Minuten länger gedauert haben…Ja,  es können auch 10 Minuten gewesen sein. 

Aber eins ist uns ganz schnell klar. Wir bauen das alles auf gar keinen Fall morgen früh wieder ab, verstauen und verzerren den ganzen Kram auf unseren Motorrädern, nur um morgen Abend alles wieder von vorne aufzubauen. Ganz zu schweigen vom Wiederabbau am Sonntag…

 

Nie und nimmer wird das bei der Hitze die Dauerschleife des Wochenendes. Also führt unser erster Weg nach dem Aufbau zur Rezeption für die Verlängerung unseres Aufenthalts und eine Tischreservierung für das Abendendessen auf dem Campingplatz  eigenen Restaurant . Beides funktioniert problemlos. Den ursprünglich für die zweite Nacht in Belgien geplanten Campingplatz können wir ohne weiteres stornieren. Das der bereits überwiesene Übernachtungsspreis nicht erstattet wird, lässt sich bei einem Preis von 12€ verkraften.

 

Da bis zum Abendessen noch etwas Zeit bleibt, gehen wir zurück zu unserer Parzelle und testen ausgiebig die Campingstühle und den Klapptisch. 

Als Unterhaltungsprogramm dient uns dabei das gegenüberliegende Waschhaus. Jeder, der die Türen dieses zentralen Treffpunkts des Campingplatztes benutzt, wird von uns ausgiebig gemustert und kommentiert. Selbstverständlich auf eine rein Freund,- und nachbarschaftliche Art und Weise… Äußerst hilfreich sind dabei das kalte Bier, dass ich schon den ganzen Tag in einer kleinen Kühltasche spazieren gefahren habe und der randvoll mit Jack Daniels gefüllte Flachmann aus den Tiefen meines Tankrucksacks… 

 

Pferdesteak mit Pommes Frites und Salat…Das kann doch nur ein Druckfehler auf der Speisekarte des Campingplatzes sein, oder? Ich meine…Gibt es wirklich jemanden, der den linken Vorderhuf von Lucky Lukes Jolly Jumper abknabbern möchte und auf dem leeren Teller bleibt nur ein Hufeisen übrig?!? Das erkläre mal Lucky Luke. Viel Spaß dabei!

 

Ich für meinen Teil bleibe lieber bei einem Cheeseburger. Der besteht hoffentlich nur aus Rind, das höchsten mal ein Pferd auf der Weide gesehen hat. Auf jeden Fall ist das Abendessen sehr lecker und das ein oder andere Bier sorgt für die richtige Bettschwere.

Zurück auf unserem Stellplatz nehmen wir vor dem Schlafengehen allerdings noch eine halbe Stunde auf unseren, gar nicht mal so unbequemen, Faltstühlen Platz und nehmen unsere intensive Beobachtung des Waschhauses ein letztes Mal für heute auf. Habt Ihr übrigens gewusst, dass Frauen im Durchschnitt doppelt so viel Zeit im Waschhaus verbringen wie Männer? Oder, dass von allen Waschhausbesuchern im Beobachtungszeitraum nur einer barfuß erscheint? Sollte jemals eine wissenschaftliche Studie zum Thema „Das Nutzungsverhalten des Waschhauses durch den Camper im Allgemeinen, unter besonderer Berücksichtigung der Barfußgänger“ veröffentlicht werden, solltet Ihr auf die Namen der Autoren achten…

 Gegen 22:30 Uhr wird es langsam Zeit die Zelte aufzusuchen. Es ist immer noch unglaublich warm und ich beschließe mich lediglich auf den Schlafsack zu legen.

Das reicht völlig aus. Gegen 01:00 Uhr wache ich allerdings wieder auf. Überraschenderweise ist es jetzt richtig kalt uns ich bin froh, dass ich mich beim Packen für meinen warmen Schlafsack entschieden habe.

 

Ich war seit Jahren nicht mehr mit dem Zelt unterwegs. Aber ich habe den Umständen entsprechend gut geschlafen. OK…Ein Bier weniger und ich würde heute Morgen etwas  weniger zerknittert aus der Wäsche schauen. Es ist 07:00 Uhr. Mein Freund Kosta, scheint zumindest  den Geräuschen nach die aus seinem Zelt kommen, noch tief und fest zu schlafen.

 

Das Waschhaus steht noch immer an der gleichen Stelle wie am Vorabend und scheint auch noch zu schlafen. Doch was kann ich da beobachten? Die Tür öffnet sich und zwei mit Putzeimern und Besen bewaffnete Frauen verlassen das Waschhaus. Das kann  eindeutig nur eins bedeuten! Das Waschhaus ist frisch gereinigt und noch war niemand darin. Das muss bedeuten, dass alle Waschbecken, Duschen und Toiletten glänzen und nur auf mich, als den ersten Besucher warten.

Schnell suche ich alles erforderliche zusammen und nutze die Gunst der Stunde. Frisch rasiert und geduscht starte ich eine halbe Stunde später damit in den Tag, dass ich meinen Freund Kosta wecke und von meinen früh morgendlichen Erlebnissen im Waschhaus berichte. Merkwürdigerweise hält sich sein Interesse daran sehr in Grenzen…

  

Für unser Frühstück haben wir am Vorabend im Campingshop einige Croissants und Apfeltaschen vorbestellt. Während Kosta damit bemüht ist sich tageslichttauglich herzurichten mache ich mich auf den Weg und hole unsere Bestellung ab. Damit es beim Frühstück an nichts mangelt, werfe ich nach meiner Rückkehr den kleinen Gas Campingkocher an und koche mithilfe des kleinen Kochtopfs, den meine Frau mittlerweile vermutlich sucht, für Kosta und mich einen einigermaßen genießbaren Kaffee. 

Noch ist die Lufttemperatur einigermaßen erträglich. Allerdings ist uns bewusst, dass das in spätestens einer Stunde wieder anders aussehen wird und der Planet dann in Flammen steht.

Für heute Vormittag steht erst einmal eine  Geschichtsstunde auf dem Programm. Die Ardennen waren schließlich 1944 der Schauplatz der letzten erfolglosen Offensive der deutschen Wehrmacht gegen die Truppen der US-Armee.

 

Sobald wir das Frühstück beendet haben, brechen wir Richtung Bastogne auf, einem der Hauptschauplätze der Schlacht. Hier hatten es die deutschen Truppen geschafft, die amerikanischen Soldaten für einen kurzen Zeitraum einzukesseln. Eine Kapitulationsaufforderung lehnte der US Oberkommandierende kurz und knapp mit der in die Geschichtsbücher eingegangenen Antwort „Nuts“ (Unsinn) ab.   

 

Das Bastogne War Museum liegt ungefähr 45 Fahrminuten von unserem Campingplatz entfernt. Die Strecke vom Campingplatz zum Museum hatte ich schon im Vorfeld zu Hause geplant und auf mein Navi übertragen. Der Weg führt uns durch kühle Wälder und über eine schöne kurvenreiche Strecke. Wunderbar. Bis auf einmal ein von mir gesetzter Wegpunkt mitten auf dem Parkplatz einer kleinen Burg zu liegen scheint. 

Aber da vom Parkplatz ein schmaler (na gut…ein extrem schmaler) Weg wieder herunterführt, folge ich strikt meinem Navi. Ich werde mir bei der Planung schon etwas dabei gedacht haben! Das Kopfschütteln und die Gesten von Kosta in meinen Rückspiegeln ignoriere ich nach bestem Können. Und zwar so lange, bis wir plötzlich auf der Terrasse eines Einfamilienhauses stehen! Hier hat das Navi bestimmt einen Fehler gemacht und ist nicht meiner Planung gefolgt. Zum Glück ist niemand zu Hause und wir können ohne weiteres Aufsehen das Grundstück wieder verlassen. Sollten sich die Hausbesitzer in meinem Bericht erkennen: „Sie haben einen sehr schön angelegten Garten!“

 

Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir den Parkplatz des Museums in Bastogne. An dieser Stelle halte ich die Notiz an mich selbst auch noch einmal in dieser Reportage fest: „Sollte ich jemals eine Bank überfallen, werde ich unter keinen Umständen – ich wiederhole: unter gar keinen Umständen Kosta mitnehmen!

  

Der Parkplatz kostet eigentlich 5 Euro Gebühr und es ist allerdings problemlos möglich, mit dem Motorrad um die Eingangsschranke herum zu fahren und so können uns das Geld sparen. Solange wir auf dem Museumsgelände verweilen, werde ich mir nun anhören, dass gleich das belgische Sondereinsatzkommando sich von einem Helikopter abseilen wird, nur um uns einen Strafzettel auszustellen. Im Anschluss werden wir entweder in der Hölle schmoren oder den Rest unserer Tage auf Alcatraz verbringen. Schlimmstenfalls beides! 

 

Ihr denkt das wäre alles? Nachdem wir uns das Außengelände mit dem Memorial der US Armee angesehen haben, was unter der mittlerweile rotglühenden Sonne nicht unbedingt ein Vergnügen ist, finde ich einen unverschlossenen Seiteneingang zum Museum. Nichts wie rein. Das Geld für die Eintrittskarte gespart und dazu noch ein riesiges klimatisiertes Gebäude. Was will man mehr?  Wir fallen auch gar nicht weiter auf. OK alle anderen Besucher haben einen Kopfhörer auf den Ohren, da diese am offiziellen Eingang mit einem Audioguide im Eintrittspreis inbegriffen sind. Aber wer achtet schon auf ein solch winziges Detail? Wenn schon, dann achtet höchstens jemand auf Kosta. Schuldiger kann man gar nicht aussehen.

  

Das Museum hält, was es im Internet versprochen hat. Viele gut erklärte Exponate, eine beeindruckende 3D Filmvorstellung mit vielen interessanten Informationen und eine unglaubliche Anzahl an ausgestellten Fahrzeugen. Das alles und vor allem die gut funktionierende Klimaanlage verleiten uns zu einem längeren Aufenthalt.  

Und dann? Wir haben alles gesehen und langsam wird es Zeit für etwas erfreulicheres als den 2. Weltkrieg. Motorradfahren? Undenkbar! Weiter oben kann die Sonne nicht stehen. Allein der Gedanke an eine rote Ampel in Kombination mit meiner Lederjacke lässt das Blut in meinen Adern kochen…

Mittagessen in Bastogne? Klingt schon besser. Bilder einer kleinen Brasserie in einer schattigen Seitenstraße erscheinen vor meinem geistigen Auge. Allein bei dem Gedanken bekomme und schon Hunger und Durst.

Ein Deja Vue? Kaum 30 Minuten später sitzen wir in Bastogne in einem Seitenarm der Hauptstraße in einem kleinen Bistro und lassen uns ein leckeres Mittagessen schmecken. So muss das laufen. 

Nachdem wir uns gestärkt haben und die Rechnung bezahlt ist, wird es aber wirklich Zeit für ein paar Motorradkilometer.  Wir bestimmen auf dem Navi eine kurvenreiche Strecke und lassen uns nachmittags Zeit mit der Rückkehr zum Campingplatz. Auf der Strecke ist alles dabei. Angefangen von unbefestigten Schotterpisten, bis hin zu einer netten kleinen Bar mit kalten Getränken. 

Kurz vor dem Campingplatz überholt uns noch ein Platznachbar mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf einem älteren Kleinkraftrad. Mehr hat man mit  frisieren aus der eigentlich auf der Brust sehr schwachen Maschine nicht herausholen können. Ob man mit dem Fahrstil allerdings immer dort ankommt wo man eigentlich hinwill, steht auf einem anderen Blatt.

 

Auf unserem Campingplatz angekommen geht es erst einmal raus aus den warmen Sachen und hinein in kurze Hosen und T-Shirts. Nun wird es aber auch wirklich Zeit unsere Positionen vor unseren Zelten wieder einzunehmen. Wir weiß, was in der Zwischenzeit alles um die Waschhäuser herum passiert ist, und wir haben es verpasst…

 

Ursprünglich wollten wir den Campingplatz zum Abendessen verlassen und uns Außerhalb ein Restaurant suchen. Allerdings siegt unsere Faulheit und wir landen im selben Restaurant wie am Vorabend.

 

Nach dem Abendessen ist die Temperatur endlich ein wenig gesunken und wir vertreten uns noch etwas die Beine.

 

Nach der zweiten Runde um den nicht allzu großen Campingplatz zieht es uns allerdings wieder zurück auf unsere Parzelle. Erneut beziehen wir unsere Positionen. Langsam mache ich mir Gedanken, ob diese Waschhaussache noch in den Bereich des Normalen fällt. Am besten reden wir zu Hause mit niemanden darüber.

 

Irgendwann übermannt uns die Müdigkeit und wir treten den Rückzug in unsere Zelte an. Was nun folgt, ist die gleiche Prozedur wie schon am Vorabend. Der Schlafsack dient bei der Hitze nur als Unterlage. Und zwar so lange, bis man von der Kälte nach einigen Stunden geweckt wird und froh ist, in den Tiefen den Schlafsacks abtauchen zu können.

  

Ausgeruht genießen wir am nächsten Morgen noch einmal unseren selbst gekochten Kaffee und die unglaublich leckeren Apfeltaschen aus dem Shop des Campingplatztes. Aber ewig lässt sich auch das gemütlichste Frühstück nicht hinauszögern. Es hilft nichts. Nun gilt es alle Campingutensilien wieder auf dem Motorrad zu verstauen. Wie kommt es bloß, dass sich das Volumen von Campinggepäck über Nacht immer verdoppelt und man sich fragt, wie man die  ganzen Sachen überhaupt hierher schaffen konnte?

Unser Plan sieht vor, den Heimweg gemütlich über die Hunsrückhöhenstraße anzutreten. Gegen 10:00 Uhr brechen wir, mit einem letzten wehmütigen Blick auf das Waschhaus, auf. Es ist bereits jetzt so heiß, dass wir unsere Jacken verstauen und nur im T-Shirt fahren. Ja, ich weiß welche Einwände jetzt kommen. Aber ab einem gewissen Punkt muss man wählen zwischen Hitzschlag und Asphaltpeeling…

 

Kaum haben wir den Campingplatz verlassen, fällt mein Blick im Vorbeifahren auf ein kleines Museum über die Ardennenschlacht. Kosta muss meinen sehnsüchtigen Blick irgendwie gespürt haben. Auf jeden Fall signalisiert er mir, dass wir vor dem Museum halten sollen und ich eine weitere Stunde Geschichte schnuppern darf. Danke Kosta!

 

Das Museum ist gut ausgestattet und bietet einen interessanten Einblick in das damalige Kriegsgeschehen. Der Stopp hat sich auf jeden Fall gelohnt. 

 

 

Nach ein paar Stunden weiterer Fahrt halten wir es nicht mehr aus und legen in einem leckeren Lokal eine längere Pause ein. Hauptsache raus aus der Sonne. Ich bezweifle, dass Schnitzel und Pommes bei der Hitze als Mittagessen von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werden, aber das Essen ist verdammt lecker.

 

Die letzten 100 Kilometer legen wir über die Autobahn zurück. Nicht etwa, dass es hier kühler wäre. Der Fahrtwind fühlt sich an, als ob man in einem Fön schauen würde.

In der Höhe von Mainz trennen sich die Autobahnen für Kosta und mich. Wir waren viele Jahre nicht zusammen unterwegs. Aber der Spaß zusammen zu fahren hat an der gleichen Stelle wieder eingesetzt, an der unsere letzte Tour zu Ende war.

 

 

Eine halbe Stunde später lasse ich meine Kawasaki in ihre Garage rollen. Als ich die Türen abschließe überkommt mich ein spontaner Gedanke: „Ob ich mir ein Waschhaus in den Garten bauen sollte…?“

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